Limoges ist berühmt für die frühen Grubenschmelz-Arbeiten aus der Zeit des 12. bis 14. Jahrhunderts und besonders für die Malereimalle des 16. Jahrhunderts. In Limoges wurden die Emailfarben (Metalloxide mit Bindemittel) mit Spezialwerkzeugen und Pinseln auf Kupferplatten aufgetragen.
Die Limoges-Emaille galt während der Renaissance als die beste bemalte Emaille, die im 16. und 17. Jahrhundert in Europa hergestellt wurde. Die „Limoges-Emaille“ ist auch zu dieser Zeit hauptsächlich das Werk einiger weniger Familien wie z. B. der Familien Pénicaud, Limosin und Reymond. Nach den früheren religiösen Szenen im spätgotischen Stil tauchen die Motive der italienischen Renaissance am Anfang des 16. Jahrhunderts auf. Die Grisaille-Malerei (eine monochrome Malerei) wird in Limoges eingeführt und ist eine Spezialität von Jean Pénicaud dem Dritten. In den Werkstätten wurden hochwertige Kunstgegenstände geboren, die bis heute begehrte Schätze von Museen und Sammlern sind. Die Emaillierer Jean und Suzanne de Court verwenden leuchtende Farben, die durch einen Überschuss an Metallfolie, die so genannten Paillons, verstärkt werden, um knallige, reiche Effekte zu erzielen. Die farbenreichen Produkte der Familie Laudin beherrschten den Markt im 17. Jahrhundert, die letzte große Zeit von Limoges. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden verschiedene Stilrichtungen ausgearbeitet und neue Techniken eingeleitet. Das 19. Jahrhundert brachte eine Renaissance der Methoden der Limoges-Emaille mit sich. Das Interesse an historischen Emaillearbeiten führte zur Erforschung der früheren Verfahren und Rezepturen, was auch die Produktion von guten Kopien und sogar gezielten Fälschungen ermöglichte. Die Wiederbelebung führte gleichzeitig auch zu neuen Anwendungen und Stilen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er und 30er Jahre sind wunderschöne Kunststücke im Jugendstil und später im Stil des Art Deco hergestellt worden. Ab Ende des 19. Jahrhundert fingen die Emaillierer an, klassische Gemälde auf Blech zu malen. Diese meistens kleinen, miniatur-ähnlichen Kunststücke waren Mitte des 20 Jahrhunderts sehr populär und werden bis heute produziert. Die Tradition von Limoges lebt bis heute und schenkt uns wunderschöne kleine und größere Kunstgegenstände.
Die gemalten Emaillen aus Limoges (fr. email peints, ger. Maleremail) sind in vielerlei Hinsicht einzigartig. Die Objekte bestehen aus dünnem Kupfer, das sowohl auf der Oberseite als auch auf der Rückseite vollständig mit Emaille überzogen ist. Die richtige Formgebung der Stücke (Vermeidung von Flachstellen) und die übereinanderliegenden mehreren Grundierungen sowie die Gegenemaille auf der Rückseite minimieren den Verzug des Kupfers und die Bildung von Spannungsrissen in der Emaille. Die Farben wurden mit einem öligen Medium sehr fein gemahlen und mit einer Spitze oder einem Pinsel aufgetragen. Die Maleremails von Limoges konnten in bis zu zehn Brennvorgängen gebrannt werden, ohne dass in der Emaille Spannungen oder Risse entstanden sind und die gewellte, feuerpolierte Oberfläche blieb erhalten. Die Emaillierer von Limoges benutzten im 15. und 16. Jahrhundert Glasmacheröfen oder ähnliche Öfen mit Muffeln, um ihre bis zu 55 cm breiten Stücke zu brennen. Im 18. Jahrhundert wurden die Öfen mit Kohle und Koks befeuert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen die gasbeheizten Öfen und ab Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die elektrischen Öfen zum Einsatz.
Bei der Grisaille-Malerei wurden die Figuren und die wichtigsten Details über einer dunklen Schicht mit einem halbdeckenden Weiß (Grisaille) ausgearbeitet, um dichte, helle Lichter zu erzeugen, während die Schatten mit einer zarten Sgraffito und einer Ausdünnung der Emailschicht erzeugt wurden. Die Grisaille-Effekte sind in der Regel durch Vergoldung der Details und Oberflächentönung der Figuren mit hellen Hauttönen verstärkt wurden.
Bei polychromen Arbeiten wurden die Draperien und Hintergründe der Bilder mit durchscheinenden farbigen Emaillen (meist in Blau oder Grün), manchmal über Paillons (Formstücke aus Silber- oder Goldfolie) ausgeführt.
Wichtige Künstler und Werkstätte während der zweiten Blütezeit (Renaissance) von Limoges
Léonard Limosin, (1505–1577) war ein Maler und Emaillierer in Limoges, der vor allem für den ausgeprägten Realismus seiner in Email gemalten Porträts bekannt war. Seine frühen Werke wurden von der deutschen Renaissancekunst beeinflusst: Sein erstes bekanntes Werk aus 1532 ist eine Serie von 18 Emailleschildern (Passion), gemalt nach den Drucken von Albrecht Dürer. Mitte des 16. Jahrhunderts hat er die Motive und Stil des italienischen Manierismus übernommen. Im Jahr 1530 trat Limosin als Maler in den Dienst von Franz I. und später wurde er auch Maler und Kammerdiener unter Heinrich II. Für beide Monarchen schuf er zahlreiche fein gezeichnete Porträts in Email, Emailtafeln, Teller, Vasen, Eimer und Tassen sowie dekorative Gemälde. Limosin ist vor allem für seine farbenprächtigen Emaillen und seine Grisaille-Malerei (einfarbige Emailmalerei, welche die Illusion einer Skulptur vermittelt) bekannt. Er war aber auch ein professioneller und beliebter Ölmaler, der schon zu seiner Zeit sehr beliebt war. Heute sind rund 2.000 Emails von Limosin bekannt.
Die Familie Pénicaud ist eine Familie mit vielen Emailleuren, die im 16. Jahrhundert in Limoges tätig waren und zu den besten Emailleuren ihrer Zeit gehörten. Sie waren bekannt für ihre einfarbigen, sehr plastischen Grisaille-Emailarbeiten. Nardon Pénicaud (ca. 1470–1542), der erste nachgewiesene Emaillierer der Familie, arbeitete noch im Stil der Gotik. Sein Bruder oder Sohn Jean I. (ca. 1510–40) führte die Motive der italienischen Renaissance ein. Jean I. fang auch als Erster an, transparente Emailfarben zu verwenden. In der Familie gab es noch zwei Mitglieder mit dem Namen Jean, ihre Existenz ist jedoch umstritten. Jean II gilt trotzdem oft als bedeutender Meister der Grisaille-Technik. Pierre war der letzte bedeutende Emailleur der Familie.
Von Repliken und Fälschungen
Die heute in Museumssammlungen auffindbaren Emaillen spiegeln eine außergewöhnliche Vielfalt der mit diesen Materialien hergestellten Kunstgegenstände wider. Leider sind diese oft sehr anfällig für mechanische und chemische Beschädigungen. Die modernen Analysetechniken ermöglichen seit Jahrzehnten eine zerstörungsfreie wissenschaftliche Untersuchung und Forschung an Objekten, die nicht mehr von ihrem Standort entfernt werden müssen, um sie zu untersuchen. Diese Untersuchungen helfen bei der Zuordnung der Kunstwerke (z. B. aufgrund der chemischen Zusammensetzung der Emaille), in den Fragen der Konservierung und beim Erkennen von Repliken und Fälschungen. Limoges-Emaille ist hochwertig und beliebt – dementsprechend erscheinen qualitativ absolut hochwertige Repliken schon im 19. Jahrhundert. Diese und die absichtlichen Fälschungen von Emaillen der Limoges-Schule aus der Renaissancezeit sind von den echten frühen Werken ohne analytische Untersuchungen nicht zu unterscheiden. Ausgerechnet die Restauratoren von alten Emaillen haben diese auf einem sehr hohen Niveau und auch in großer Anzahl produziert. Viele Fälschungen stammen aus Amsterdam und Frankfurt. Die Datierung von Emaillen (und von Glas im Allgemeinen) ist nur mit direkten wissenschaftlichen Methoden möglich: Die Grundlage dazu wird von datierbaren, detaillierten Rezepturen, von einer Zeitlinie der zur Verfügung stehenden Rohstoffe und der für die jeweiligen Epochen relevanten Technologien geboten.
Woher kamen die Emailfarben?
Die Diversarum Artium Schedula von Theophilus Presbyter (der nach heutigen Erkenntnissen nicht identisch mit dem Benediktiner Rogerus war) aus der Zeit 1100–1120 ist die erste Quelle, die uns detaillierte Einblicke in die Techniken des hochmittelalterlichen Kunsthandwerks ermöglicht. In drei Teilen beschreibt er die Herstellung und Anwendung der Mal- und Zeichenmittel, die Technik der Herstellung von farbigem Glas und die der Glasmalerei sowie die verschiedenen Techniken der Goldschmiedekunst oder eben die des Gießens von Glocken. Sein Werk enthält jedoch keine Informationen über die tatsächliche Zusammensetzung der Emaillen, außer dem Hinweis, dass die Handwerker römische Glasmosaiksteine wiederverwenden konnten. Die früheste bekannte schriftliche Information mit Rezepten für Schmelzpigmente wird mit 1500 angegeben.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert sind schriftliche Aufzeichnungen sehr selten. Traditionell wurde das Wissen in den Familien mündlich weitergegeben. Die verfügbaren Informationen aus dem 16. Jahrhundert sind bis heute unvollständig. Die frühesten handschriftlichen Rezepte wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Maurice Ardant zusammengesammelt und veröffentlicht. Diese enthalten Informationen über die aus Venedig importierten Emaillen.
Für Limoges als wichtigstes Zentrum für die Herstellung von Maleremaillen aus dem Mittelalter und der Renaissance gibt es leider keine dokumentarischen Belege für die lokale Herstellung des grundlegenden Emailglases. Erst im 19. Jahrhundert, mit dem zunehmenden Interesse zahlreicher Sammler und Kenner und der starken Expansion der Industrie, erschienen die zusammenfassenden Werke. Die relevanten Rezepte und Materialien von Schmelzpigmenten wurden in Büchern, Monographien und in Fachzeitschriften veröffentlicht. Diese Publikationen enthalten auch Informationen aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert.
Kopien von Emaillen der Limoges-Emaillen wurden noch bis in die 1920er Jahre fleißig hergestellt. Mithilfe der alten Rezepturen können Replikate oder Fälschungen mit den zerstörungsfreien Methoden der Untersuchung heute mit großer Sicherheit herausgefiltert werden. Enthält die Glasur Materialen, die in der gegebenen Ära nicht im Gebrauch waren oder gar entdeckt worden sind (wie zum Beispiel Zirkonium und Titanoxid), kann das Kunststück nicht aus dieser Zeit stammen.
Viele Jahrhunderte lang waren die Glasmacher von Venedig (Murano) führend in der Herstellung von hochwertigem Farbglas und die wichtigste internationale Quelle für Emaillen. Ob das rohe Emailglas vollständig aus Venedig importiert wurde oder ob es auch eine lokale Produktion gab, ist bis heute nicht geklärt. Vermutlich verwendeten die Werkstätten in Limoges die importierten Emaillen als Halbfabrikate und veränderten allenfalls die tatsächlichen Farbtöne durch Zugabe bestimmter Pigmente, wie es die Glasmaler auch taten. Schmelzbare Pigmente und Rohstoffe, die für Emailrezepturen verwendet worden sind, wurden auch für die Verzierung von Majolika und für die spätere Porzellandekoration benötigt. Die Einführung neuer Materialien in der Emailmalerei steht in engem Zusammenhang mit Innovationen in diesen Technologien.
Die grundsätzliche Struktur der Emaille-Rezepte blieb über die Jahrhunderte hinweg unverändert. Ein Rezept beginnt mit der Herstellung eines transparenten Grundglases (Fondant, Flussmittel). Als Flussmittel (zur Herabsetzung der Schmelztemperatur) wurden die gleichen Zutaten wie in der heutigen Glasherstellung verwendet. Bis zum 19. Jahrhundert wurden hauptsächlich Pflanzenaschen mit Salpeter, Bleioxiden und Borax verwendet.
Die Farbpigmente und Trübungsmittel sind durch Jahrtausende mehr oder weniger dieselben: Verbindungen von Kupfer, Kobalt, Eisen, Mangan, Zinn und anderen wurden meist in Form ihrer Oxide zugesetzt. Diese Palette wurde vor allem durch eine Reihe neu entdeckter Elemente im 19. Jahrhundert erweitert (wie durch die Oxyde von Chrom). Ab dem 19. Jahrhundert wird synthetische Soda als Flussmittel eingesetzt.
Sammlungen
Die bemalten Limoges-Emaillen lagen über Jahrhunderte hinweg in den Höfen und Chateaus Europas. Im 19. Jahrhundert brach ein regelrechtes Jagdfieber aus – Sammlungen wurden geboren und aufgebaut, gleichzeitig wurden Mono- und Biografien zusammengestellt, die Kunststücke, Künstler und Signaturen identifizierten. Ebenfalls wurden die alten Rezepturen erforscht. Wichtige Sammler waren zu dieser Zeit der in Paris lebende russischer Prinz Petr Soltykoff oder die Brüder Dutuit. Der italienische Tenor Enrico Caruso stellte Anfang des 20. Jahrhunderts seine Sammlung nicht nur in seiner Villa, sondern auch in seinem Hotelzimmer in New York zur Schau. Die Sammlung Moulierat ist bis heute im Schloss Castelnau-Bretenoux zu sehen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden große Ausstellungen in Paris und London organisiert. Der Großteil der Privatsammlungen ging später an Museen, die wichtigsten Sammlungen sind heute im Louvre in Paris, in dem British Museum und dem Victoria and Albert Museum in London, in den USA in dem Frick Collection, Metropolitan Museum of Art und Taft Museum of Art oder in der Eremitage in Sankt Petersburg zu sehen. Die wichtigste Sammlung in Deutschland – trotz schwerer Kriegsverluste – ist in dem Berliner Kunstgewerbemuseum zu sehen. Die hier ausgestellten Limoges-Emails stammen ebenfalls aus Sammlungen, die im 19. Jahrhundert entstanden sind (z. B. Nagler-Sammlung).
Literatur:
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Speel E. & Bronk H. (2001): Materials and Recipes in Europe from c. 1500 to c. 1920. Archival and published sources with special focus on Limoges School pictorial work from the Renaissance to the Revival period, and on overglaze painting on enamel from the 17th century onwards. Berliner Beiträge zur Archäometrie, Band 18, Seite 43-100, 2001
Wardropper, I. (2015): Limoges Enamels at the Frick Collection. D Giles Limited
Venturelli, P., Ciseri, I. (2023) Limoges Enamel Triptychs: Three Masterpieces from the Carrand Collection. Officina Libraria
Publiziert am: 01.02.2024