Der Begriff für Cloisonné (Shippo-yaki) leitet sich in Japan von dem Begriff „sieben Schätze“ ab, der in den buddhistischen Schriften erwähnt wird. Die Art der „Schätze“ (spirituelle Werte) variiert je nach buddhistischer Schrift. Im Lotus-Sutra heißt es, dass es sich um „Gold, Silber, Lapislazuli, Muschelschale, Achat, Maie (eine Muschelart) und Perle“ handelt. Traditionell werden meistens Gold, Silber, Smaragd, Koralle, Achat, Kristall und Perle als die „Sieben Schätze“ erwähnt. Ab der Momoyama-Periode (1573–1603) wird die „Cloisonné-Ware“ „Shippo-yaki“ genannt, weil sie so schön ist wie die „Sieben Schätze“.
Cloisonné ist ein Produkt, bei dem Draht in Metall eingearbeitet und mit Glasglasur gebrannt wird. Die Technik wurde von Tsunekichi Kaji in Owari Kaifu-gun (heute Kaifu-gun, Präfektur Aichi) während der Tempo-Zeit (1830–1844) eingeführt. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die japanischen Cloisonné-Kunstwerke auf den Weltausstellungen in Europa und den Vereinigten Staaten hochgeschätzt, da sie in ihrer Kunstfertigkeit und Einzigartigkeit unübertroffen waren. Der erste erfolgreiche Auftritt der Shippo-yaki war die Weltausstellung in Wien im Jahr 1873. Den ersten Preis der Weltausstellung erhielt die erst im Jahr 1871 gegründete Nagoya-Cloisonné Company. Ab den 1870er Jahren fingen die europäischen Museen an, Emaille aus Japan für ihre Sammlungen zu kaufen. Der Export von Shippo-yaki hat sich in der Meiji-Zeit zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt, auch durch die sehr populäre Japonismus-Mode dieser Zeit, befördert auch durch die Weltausstellungen, wie die Pariser Weltausstellung im 1867 oder später die Weltausstellungen in Philadelphia 1876 und in Paris 1878.
Cloisonné als feines Kunstwerk hat sich nicht nur unter Kunstliebhabern in Japan und Übersee verbreitet, sondern auch als Dekoration verschiedener Gegenstände des täglichen Lebens. Das funkelnde Aussehen des japanischer Cloisonnés und die Tiefe der sich überlagernden Farben sind sehr beliebt.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1880 hat die Ando-Cloisonné-Fabrik viele Preise im In- und Ausland gewonnen, unter anderen auch bei Weltausstellungen. Im Jahr 33 der Meiji-Ära (1901) wurde die Firma Ando zum Lieferanten für die kaiserliche Haushaltsbehörde ernannt.
Die Geschichte von Cloisonné
Die ältesten in Japan existierenden Cloisonné-Gegenstände erschienen ab dem 4. Jahrhundert:
- der Sargbeschlag des alten Kengoshiduka-Grabes am Ende der Kofun-Periode (300 bis 538 n. Chr.)
- der kaiserliche Schatz aus Shosoin in der Nara-Periode (710 bis 794), ein Spiegel, der auf der Rückseite mit Gold- und Cloisonné-Email verziert ist
- der Türbeschlag von Byodo-in Hoo-do in der Heian-Periode (794 bis 1185).
Diese Kunstwerke sind mit großer Wahrscheinlichkeit durch den Handel auf der Seidenstraße oder aus Übersee (China, Korea und Europa) eingeführt wurden. Ein Indiz dafür ist, dass es nach der Heian-Periode keine überlieferte Emaille-Tradition mehr gab, die Kunst scheint bis zum 17. Jahrhundert in Japan ausgestorben zu sein.
Import der Technik von der koreanischen Halbinsel
In der späten Momoyama-Periode, während der Keicho-Ära (Anfang des 17. Jahrhunderts), erlernte Dounin Hirata Hikoshirou die Cloisonné-Technik von einem koreanischen Meister und die Cloisonné-Herstellung durch japanische Meister begann. Das damalige Cloisonné wurde nicht ohne Grund „Schlamm-Cloisonné“ (Doro-Shippo) genannt: Die Oberfläche und die Farben waren eher dunkel und matt und sind mit dem heutigen glänzenden Cloisonné nicht zu vergleichen. Der Shogun bestellte bei ihm eine Rüstung mit emaillierten Metallbeschlägen sowie emaillierte Metallbeschläge für die Schiebetüren im Katsura-Palast in Kyōto. Seine Familie führte das Handwerk bis ins späte 19. Jahrhundert fort, sowohl mit der Cloisonné- als auch mit der Champlevé-Methode.
Aufgrund der besonderen Verwendung (nur kaiserliche Bestellungen, in erster Linie für Gebäude) und der exklusiven Vererbungstradition von Werkstätten verbreitete sich die Technik jedoch nicht.
Tsunekichi Kaji, der Begründer von Owari-Cloisonné
Am Ende der Edo-Periode (Tempo-Ära = um 1840) war Tsunekichi Kaji, der zweite Sohn eines Owari-Feudalherrn, bestrebt, Cloisonné herzustellen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist es ihm gelungen, das Herstellungsverfahren für Cloisonné-Platten, die er ursprünglich aus den Niederlanden mitbrachte, zu rekonstruieren. Damit schuf er die Grundlage für das heutige Owari-Cloisonné (Yusen-Cloisonné). Diese Tradition lebt in Aichi bis heute weiter.
Die frühen japanischen Cloisonné-Gegenstände im Stil von Tsunekichi Kaji waren meistens matt. In der Meiji-Zeit (ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts) wurde die Technik weiter verbessert, und die typischen zarten und eleganten Cloisonné-Kunstwerke eroberten die Welt. Die Farben wurden allmählich sauberer, heller und glänzender, die Linien und Motive immer feiner. Die Meisterstücke der Jahrhundertwende mit filigranen und detailgetreuen Jugendstil-Motiven sind bis heute sehr beliebt und begehrte Sammlerstücke.
Kaji verwendete ausschließlich Messing-Cloisonné und undurchsichtige Emailpasten. Seine Nachfolger produzierten auch Silber-Cloisonné und schafften es, sowohl transparente als auch transluzide Emails herzustellen. Sie entwickelten das Cloisonné-Verfahren weiter und schufen realistische Bilder, die typisch für die japanische Emaille aus der Meiji-Zeit sind.
Wichtige Zentren der Emailkunst in Japan waren die Fabrik von Namikawa Sōsuke in Tokio, die Manufaktur Namikawa aus Kyōto und die Manufaktur von Jubei Ando in Nagoya. Die Schüler von Kaji Tsunekichi machten Nagoya und Umgebung zum wichtigsten Zentrum der Emaillekunst in Japan. Rund 70 % der Cloisonné-Waren Japans entstanden hier ab den 1870er Jahren.
Unter Namikawa Yasuyuki erreichte die japanische Emailkunst einen neuen Höhepunkt. Er (ebenso wie Kaji Tsunekiche) war ein mittelloser Samurai, der als Cloisonné-Handwerker arbeitete. Nach seiner Zeit an der Kyōto Cloisonné Company eröffnete er seine eigene Werkstatt. Er schuf überaus feine, präzise und filigrane Werke, auch dank technischer Unterstützung des deutschen Chemikers Gottfried Wagener. Seine Werke erhielten Goldmedaillen und erste Preise an Welt- (Paris 1900) und anderen Ausstellungen.
Cloisonné (Owari Shippo) Herstellungsverfahren
Es gibt zahlreiche Techniken für Shippo-yaki oder Cloisonné, wobei die Cloisonné-Technik die Grundlage bildet:
Shippo: Cloisonné (auch Champléve wird als Shippo bezeichnet)
Musen (drahtloses Cloisonné – die Stege werden vor dem Brennen entfernt oder die Emaille wird direkt ohne Stege aufgetragen)
Moriage (erhabene oder Relief-Cloisonné)
Totai (Kidneybohnen-Cloisonné, Cloisonne mit durchbrochenem Korpus)
Shotai (Plique-à-jour, Fensteremail)
Saiyu (glasierte Cloisonné, gehämmert)
Ginbari (transparente Emailglasur auf Silberfolie)
Die Emaille kann auf unterschiedliche Träger aufgetragen werden:
Dotai-Shippo: Cloisonne auf Kupfer
Gintai-Shippo: Emaille auf Silber
Jitai-Shippo: Emaille auf Porzellan
Garasutai-Shippo: Emaille auf Glas
Die für Cloisonné zu verwendende Glasur kann ebenfalls unterschiedlich sein:
transparent (suke)
durchscheinend (gyoku)
undurchsichtig (nyushoku)
Die Herstellung von Cloisonné erfordert eine Arbeitsteilung, die von mehreren spezialisierten Handwerkern Schritt für Schritt durchgeführt wird. Japanische Emailarbeiten sind von hoher Qualität geprägt, jede Phase der Herstellung erfordert hoch entwickelte Fähigkeiten.
Schritte der Cloisonné-Herstellung
Gestaltung: Entwerfen des Designs, das während der Herstellung durch die Eigenschaften von Cloisonné-Materialien hervorgehoben wird.
Herstellung der Basis: Formgebung durch Glühen, Drücken, Pressen und Hämmern von Kupferplatten und schrittweise Formung bis zur Endbearbeitung.
Skizzieren: Mit Tusche wird ein Linienmuster auf die Grundfläche gezeichnet.
Verdrahtung: Ein silberner Draht wird an die Oberfläche angebracht.
Löten: Der an der Basis befestigte Silberdraht wird angelötet.
Emaillieren: Auf das Design abgestimmte Glasur wird mit einem Pinsel oder einem Rohr in die einzelnen Zellen aufgebracht. Dieser Vorgang wird – abhängig von der Farbgebung – 3- bis 4-mal wiederholt.
Schmelzen: Das Stück wird bei gleichmäßiger Temperatur (um die 800 Grad) in einem Brennofen ausgebrannt (das Silikat auf das Metall geschmolzen). Während des Brennvorgangs wird das Stück einmal umgedreht.
Schleifen und Polieren: Um das Objekt glatt und glänzend zu machen und die Linien deutlich zu zeigen, wird die Oberfläche bei den meisten Techniken glattgeschliffen und poliert. Das Polieren wird traditionell mit einem weichen Lindenholzstab durchgeführt.
Literatur:
Schulenburg, S. & Wagner, M. (2019): Sieben Schätze. Eine Wunderkammer des japanischen Cloisonnés. Wienand Verlag, Köln
Cosgrove, M. G. (1974): Enamels of China and Japan. Robert Hale Ltd., London
Publiziert am: 01.02.2024