Emailmalerei in Sanguine-Technik, 18. Jahrhundert.

Emaille: Kunst und Techniken – eine Übersicht

Emaille ist Tradition, Entwicklung und Vielfalt: In diesem Beitrag überblicken wir die wichtigsten Techniken, Stilrichtungen und Zentren des Emaillierens und der Emailmalerei.

Techniken und Begriffe

Emaillierung

Emaillierung ist im Allgemeinen ein Verfahren, bei dem eine dünne Glasschicht auf einen Gegenstand aufgeschmolzen wird. Emaille wird in der Regel auf Metalle, keramische Materialen (Porzellan, Keramik) oder auf Glas aufgetragen, um Korrosion zu verhindern und/oder die Ästhetik der Oberfläche zu erhöhen. Als eine Art Glasschicht hat die Emaillierung die gleichen Eigenschaften wie Glas: eine sehr harte, widerstandfähige Oberfläche (gegen Lösungen, Korrosion und Kratzer). Eine emaillierte Oberfläche ist in der Regel säure- und stoßfest, kann aber bei starken mechanischen oder thermischen Einflüssen oder bei Verformung des Grundmetalls brechen. Bei der Trockenemaillierung von Gusseisen wird pulverisiertes Glas über das heiße Metall gestreut. Beim Schmelzen der aufgetragenen Glaskörner bildet sich eine durchgehende Emaille-Schicht. Bei der Nassemaillierung wird die Emaille als flüssige Masse in mehreren Schichten aufgetragen.

Transluzides Email

Das transluzide Email (émail translucide de basse taille) wird auch als Silberemail oder Silberreliefschmelz bezeichnet. Bei dieser Technik wird das Muster als flaches Relief in eine silberne oder andere metallische (Messing oder andere Legierungen) Oberfläche eingeschnitten und dann mit transluzidem (durchscheinendem), klarem Glasemail überzogen. Die Oberfläche des Metalls reflektiert das Licht, über den tieferen Teilen des Reliefs ist das Email naturgemäß dunkler als über den erhabenen Teilen. So entsteht auch bei dieser Technik ein Gefühl der Dreidimensionalität. Die glatten Metall-Oberflächen werden kreuzweise guillochiert, damit das Email besser haftet.

Silberdose mit guillochiertem Deckel und transluzidem Email.
Silberdose mit guillochiertem Deckel und transluzidem Email. Durchmesser 6 cm. Aus unserer Sammlung.

Opakes Email

Undurchsichtiges Email, aus farbiger Emailpaste. Die Emailpaste wird durch Trübungsmittel (wie Zinnoxyd oder Phosphate) getrübt. Opakes Email wurde und wird oft in Cloisonné-Objekten verwendet.

Champlevé oder Grubenemail

Grubenemail (champlevé) gehört zu den ältesten Techniken des Emaillierens. Beim Champlevé-Verfahren werden Mulden oder Zellen in eine Metallplatte geschnitten und die Vertiefungen mit pulverisiertem Glasemail gefüllt. Die Grenzen des Metalls zwischen den ausgeschnittenen Bereichen bilden den Umriss der Formen. Die Umrisse und Ränder der ursprünglichen Ebene des Metalls bleiben erhalten. Champlevé als Technik ist zwar ähnlich wie Cloisonné (die Emaille wird in Zellen eingearbeitet/aufgetragen), allerdings sind die Metalllinien bei den Champlevé-Gegenständen breiter und unregelmäßiger. Nachdem das Email geschmolzen und abgekühlt ist, wird die Oberfläche geschliffen und poliert. Die Technik wurde in den Werkstätten Westeuropas im Mittelalter perfektioniert. Zu dieser Zeit entwickelte sich Limoges zum größten Zentrum für religiöse Gegenstände aus Kupfer und Emaille in dieser Technik. Die emaillierten Kunstwerke aus dem 11 bis 13. Jahrhundert aus Stavelot (Belgien) und Köln sind weltberühmt. 

Cloisonné (Zellenschmelz)

Beim Cloisonné (Begriff für die Technik selbst oder für ein Erzeugnis dieser Technik) werden zarte Metallstreifen oder Metalldrähte auf eine Metalloberfläche gelötet. In die so entstandenen Zellen (Cloisons, französisch: „Fächer“) werden farbige, transluzide oder opake Emaillen gelegt und eingeschmolzen. Meistens wird die emaillierte Oberfläche glatt geschliffen und poliert, damit nur die Oberseiten der Metakonturen zwischen den Glasurflächen sichtbar bleiben. Bei bestimmten Techniken (wie z. B. bei den japanischen Moriage-Emaillen oder sog. Relief-Cloisonné) werden die Zellen mit Emaille „überfüllt“, wodurch die Oberfläche der Emaille höher ist als die Metallkonturen. Bei diesen Kunstwerken kommt die natürliche Oberfläche der Emaille zur Geltung. Üblicherweise werden Platten, Streifen und Drähte aus Gold, Messing, Silber oder Kupfer verwendet. Die Technik ist seit mehr als 3000 Jahren (Mykenische Kultur) bekannt. Die erste Blütezeit im Westen war vom 10. bis zum 12. Jahrhundert, in China wurden emaillierte Gegenstände mit Cloisonné-Technik ab dem 14 Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert in großem Umfang hergestellt. In Japan wurde die Technik aus China und Korea eingebracht, die Cloisonnés der Meiji-Zeit sind weltbekannt. Filigrane Emaillen aus Japan, oft mit runden Silberdraht-Cloisonnierungen, sind eine Variante davon. Die Technik ist sehr arbeitsintensiv und wird immer seltener für die Massenproduktion verwendet – in China gilt Cloisonné seit 2006 als immaterielles nationales Kulturerbe.

Cloisonne Teller aus Japan (Meiji-Ära, ca. um 1890) Goldfasan und Blumen.
Cloisonné-Teller aus Japan (Meiji-Ära, ca. um 1890) Goldfasan und Blumen. Bildbreite ca. 26 cm, aus unserer Sammlung.

En résille

En résille (französisch „Haarnetz“) oder Email en resille sur verre („Email im Netz auf Glas“) ist ein Miniaturverfahren. Hier wird das Motiv in Bergkristall oder Glas eingeritzt und die Einschnitte werden mit Gold/Goldfolie und Emaille ausgefüllt. Nach dem Brennen bei niedriger Temperatur wird die Oberfläche schonend abgeschliffen und poliert. So können komplizierte und sehr feine, florale, figürliche oder geometrische Muster entstehen. Vom Aussehen her ähnelt En résille dem Cloisonné, nur besteht hier die Basis aus Kristallen oder Glas und nicht aus Metall, zudem ist das Kunstwerk wesentlich feiner. En résille als Miniaturverfahren wurde in erster Linie zur Verzierung von Schmuck und Kuriositäten verwendet und war besonders im 16/17. Jahrhundert im Westeuropa beliebt.

Plique-à-jour

Fensteremail oder Plique-à-jour (französisch: „offen für das Licht“) ist eine Technik der dekorativen Kunst, bei der durchscheinende Email-„Fenster“ in einem offenen Rahmen gehalten werden. Der Rahmen wird entweder aus einem Metallblech mithilfe von Bohren und Feilen hergestellt oder durch Zusammenlöten einzelner Drähte oder zarter Metallstreifen. Die Zwischenräume werden mit blasser, durchscheinender Emaille gefüllt, die so verschmolzen wird, dass die Glasur die Öffnungen überspannt und das Licht durchlässt. Damit die Emaille in die Öffnungen gefüllt werden kann, braucht man während der Herstellung einen Träger, in der Regel eine Metall- oder Glimmerplatte. Dieser Träger wird nach dem Abkühlen des Emails entfernt (z. B. mit Säure weggeätzt), damit die kleinen Emaille-Zellen als lichtdurchlässiges „Fenster“ funktionieren. Das Ergebnis ist ein Effekt, der einem Buntglasfenster im Miniaturformat ähnelt. Diese Technik wurde im 14. Jahrhundert in Frankreich und Italien entwickelt und hauptsächlich für die Herstellung von Gefäßen (China), Schmuck (Europa, Nordamerika) und anderen Kunstgegenständen verwendet. Berühmt sind die Anhänger und Broschen des Jugendstils mit Fensteremail. 

Plique-a-jour Schale aus China.
Kleine Plique-à-jour-Schale aus China. Durchmesser 10 cm, aus unserer Sammlung.

Basse-Taille

Basse-Taille (Fr. „email en basse taille“) ist eine Emailliertechnik, bei der der Künstler durch Gravieren oder Ziselieren (im Intagliostil) ein Flachreliefmuster in Metall, meist Silber oder Gold, erzeugt. Das gesamte Muster wird in das Metall „eingesenkt“: Der höchste Punkt des gesamten Motivs liegt tiefer als das umgebende Metall. Auf das Metall wird transluzide (durchscheinende) Emaille aufgetragen, so dass das Licht vom Relief reflektiert wird. Die Emailschicht wird dünn gehalten, glattgeschliffen und poliert, so dass das darunter liegende Motiv durch die durchscheinende Emailschicht deutlich zu erkennen ist. Der Grund reflektiert das Licht unterschiedlich: Die tiefer eingeschnittenen Bereiche wirken dunkler als die höheren Teile des Metalls. Diese Technik wurde im antiken Rom, im späten Mittelalter und auch im 17. Jahrhundert verwendet. Peter Carl Fabergé arbeitete ab den 1880er-Jahren an den Fabergé-Eiern und anderen Stücken auch mit dieser Technik: Er verwendete auf seinen Kunstwerken Emaille in wunderbaren Farbtönen und mit brillanten Guilloche-Effekten. Transluzide Emaille ist zerbrechlicher (wesentlich glasartiger) als opake Emaille. Die Zusammensetzung der Glasemaille muss den Eigenschaften der Metallempfänger entsprechen. Entsprechende Faktoren sind Ausdehnungskoeffizienten, Schmelzpunkt oder anderen Spezifikationen. Transluzentes Rubinrot kann zum Beispiel nicht optimal auf Silber gebrannt werden: Es kommt aufgrund der Bildung von kolloidalem Silber zu einer Verfärbung.

Ronde-bosse

Ronde-bosse (email en ronde bosse) ist eine Goldschmiedetechnik, bei der sehr feine, miniaturartige plastische Reliefs mit undurchsichtigen oder durchscheinenden Emaillen überzogen werden. Diese Technik wurde vor allem während der Renaissance für die Schmuckherstellung verwendet, war aber bis ins 18. Jahrhundert beliebt.

Emailmalerei

Die Emailmalerei („peinture sur email“) ist ein Aufglasur- und Miniaturverfahren, bei dem schmelzbare Pigmente (in der Regel Metalloxide) z. B. durch Tupf- oder Pinselmalerei auf die Oberfläche aufgetragen werden. Die meisten Arbeiten mit dieser Methode sind kleinformatig – der Begriff „Miniaturmalerei“ bezieht sich in erster Linie auf die Technik selbst und nicht nur auf die Abmessungen der Kunststücke. Die Methoden der Emailmalerei sind sehr vielfältig. Die Techniken dieses Verfahrens wurden in den 1630er Jahren in Blois, Frankreich, perfektioniert. In der Renaissance war Limoges das bekannteste Zentrum der Emailmalerei. Im 18. Jahrhundert erschien die „Genfer Methode“, eine Endbearbeitung, bei der die Aufglasurmalereien abschließend mit einer farblosen, dünnen Emailleschicht überzogen werden, um eine glänzende, schützende Oberfläche zu erhalten. Der übliche Temperaturbereich beim Brennen liegt bei 700 – 900 °C, die Brenndauer beträgt in der Regel zwischen 1 bis 5 Minuten, wobei die genaue Brenndauer ein entscheidender Faktor ist.

Emailmalerei aus dem 18. Jahrhundert in Sanguine-Technik.
Emailmalerei aus dem 18. Jahrhundert in Sanguine-Technik. Zwei junge Damen mit Zirkel, Lineal und Bauplan. Die „reine“ Sanguine-Technik (in dem Fall rote Malerei auf weißem Grund) ist enorm selten in der Emailmalerei. Die Größe der Platte ist beachtlich: 21 x 25 cm (Breite x Höhe). Das Motiv (junge Frauen als „Ingenieurinnen“) ist ebenfalls ungewöhnlich für die Zeit und kann als eine aufgeklärte, moderne Allegorie verstanden werden. Aus unserer Sammlung.

Grisaille

Grisaille ist eine Maltechnik, bei der ein Bild vollständig in Grautönen ausgeführt und in der Regel stark modelliert wird, wodurch die Illusion einer Skulptur, insbesondere eines Reliefs, entsteht. Die Dreidimensionalität der Grisaille wurde vor allem von den flämischen Malern des 15. Jahrhunderts verwendet. Ein berühmtes Beispiel dafür sind Adam und Eva des Genter Altars, geschaffen von den Gebrüdern van Eyck. Im späten 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert wurde die Technik zur Nachahmung klassischer Skulpturen und Gemälde verwendet.

In der Glas- und Emaillemalerei ist Grisaille die Bezeichnung für ein graues, glasartiges Pigment. Bei der Grisaille-Emailmalerei wird pulverisiertes weißes Glasemail als Paste auf einen dunklen, meist schwarz, dunkelgrau, braun oder blau gefärbten Emaillegrund aufgetragen.

Die helleren Bereiche der Figuren werden in mehreren Schichten dick aufgetragen, die grauen Bereiche werden mit dünneren Schichten gemalt. So kann die dunkle Hintergrundfarbe die helleren Bereiche abtönen. Auf diese Weise entsteht ein ziemlich starker Effekt von Licht und Schatten und ein Gefühl der Dreidimensionalität. Die Grisaille-Technik wurde im 16. Jahrhundert in Limoges entwickelt. Die bekanntesten Meister dieser Technik sind Mitglieder der Familie Pénicaud. Die Grisaille-Technik ist in der Emailkunst von Limoges sehr beliebt und wird auch heute noch oft angewendet.

Limoges-Emaille, Emailmalerei mit Grisaille-Technik.
Die Entführung der Psyche, nach dem Ölgemälde von William-Adolphe Bouguereau. Limoges-Emaille, Emailmalerei mit Grisaille-Technik. Signiert, Ende des 19. Jahrhunderts. Die Breite der Platte beträgt 9 cm. Aus unserer Sammlung.

Pâte sur Pâte

Pâte-sur-pâte (französisch: „Paste auf Paste“, auch als Schlickermalerei bekannt) ist eine Technik der Porzellandekoration. Hier wird dickflüssige, weiße Porzellanmasse Schicht für Schicht mi einem Pinsel auf die eingefärbte, unglasierte Oberfläche aufgetragen. Die teilweise durchscheinenden Reliefs heben sich von dem eingefärbten Grund kameenartig ab, beim Ausbrennen schmilzt die aufgetragene Masse und der farbige, in der Regel dunklere, Untergrund schimmert durch. Es entsteht ein Gefühl der Dreidimensionalität. Die Technik wurde erstmals im 18. Jahrhundert in China angewandt. In Europa wurde sie um 1850 in Sèvres eingeführt und verbreitete sich schnell in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in anderen Porzellanmanufakturen wie Minton, Berlin oder Meißen. Berühmt sind die mit Emailglasur überzogenen Pâte-sur-pâte Platten und Gefäße der Manufaktur Limoges. Ähnliche dreidimensionale Effekte entstehen bei den Phanolith-Porzellanen, einer Kombination der Jasperware von Wedgewood und der Pâte sur Pâte Technik, ab 1900.

Pate sur Pate Bild aus Limoges: Diana mit Putti.
Pate sur Pate Bild aus Limoges: Diana mit Putti. Signiert Denichou, Bildbreite 18,5 cm. Aus unserer Sammlung.

Emailmalerei auf Glas

Emaille kann neben Metalloberflächen auch auf Keramik (überwiegend auf Porzellan, aber auch auf Fayence) und auf Glas aufgetragen und gebrannt werden. Bei emailliertem oder bemaltem Glas handelt es sich um Glas, das mit Glasemail-Paste (pulverförmiges Glas, in der Regel mit einem Bindemittel gemischt) dekoriert und anschließend gebrannt wurde, um die Gläser miteinander zu verschmelzen. So entstehen brillante und langanhaltende Farben, die sowohl durchscheinend (transluzid) als auch undurchsichtig (opak) sein können. Das pulverförmige Glas ist in der Regel bereits gefärbt, vereinzelt wird es mit Pigmenten vermischt. Das Bindemittel (z. B. Gummiarabikum) ergibt eine dicke flüssige Textur, die das Bemalen mit Pinseln ermöglicht. Das emaillierte Glasgefäß wird bei einer Temperatur gebrannt, die hoch genug ist, um die aufgetragene Emailpaste zu schmelzen und mit der Oberfläche zu verbinden, aber niedrig genug, sodass das Gefäß nicht verformt oder geschmolzen wird. Das Bindemittel brennt weg, die gewünschten Farben kommen, wie es bei der Emailmalerei grundsätzlich der Fall ist, erst beim Brennen zum Vorschein. Die Emaillierung ist eine Glasschicht, die leicht über die ursprüngliche Oberfläche hinausragt. Emailmalerei auf Glas ist schon aus dem antiken Ägypten und Rom bekannt. Die Technik wurde in Europa im venezianischen Glas seit dem späten 13. Jahrhundert verwendet und von Venedig aus im 15. Jahrhundert europaweit im großen Stil exportiert. In Deutschland und Böhmen wurde die Technik schnell übernommen und auch weiterentwickelt, auch in den späteren Jahrhunderten, als die Technik in Venedig selbst aus der Mode kam. Emailliertes Glas war zu dieser Zeit schon relativ billig und nicht länger ein Luxusgut. Zur gleichen Zeit wurde ein neuer Stil mit opakem weißem Milchglas in Italien, England und anderen Teilen Europas sehr beliebt. Das opake (undurchsichtige) Glas war optisch kaum von Porzellan zu unterscheiden, aber wesentlich billiger in der Herstellung.

Opalinglas Vase mit Emailmalerei, Frankreich, um 1890.
Hellblaue Vase aus Opalinglas mit Emailmalerei. Frankreich, um 1880. Der Durchmesser der Vase beträgt ca. 11 cm. Aus unserer Sammlung.

Im 19. Jahrhundert war die Prager Firma Moser ein führender Hersteller. In den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts wurden frische und innovative Formen und Muster des Jugendstils entworfen, vor allem von französischen Herstellern wie Daum und Émile Gallé. Zu dieser Zeit wurde es möglich, Stücke im Ofen zu brennen (nicht wie früher einzelnes Schmelzen an einer Stange), was den Prozess erheblich einfacher, zuverlässiger und gleichzeitig kostengünstiger machte. Die Technik wurde auch von Tiffany verwendet, wenn auch nicht im so großen Stil wie von den europäischen Herstellern.

Emailmalerei auf Glas wird meist auf Glasgefäßen verwendet, die Technik wurde aber auch auf Flachglas angewandt. Sie wurde häufig an Glasfenstern verwendet, seltener kommt die Emailmalerei auf Flachglas auch in Kunststücken der Renaissance vor. 

Die Schneemalerei, bestehend aus weißen, unterschiedlich durchsichtigen, feinen Motiven auf Glas war zwischen den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und den 1930er Jahren sehr populär, in erster Linie auf Trinkgefäßen, oft auch auf Andenkengläser. Berühmt und sehr verbreitet waren ab 1880 die weiß bemalten Vasen und Objekte von Mary Gregory, die in den 1880ern in Boston arbeitete. Ihre Technik und Motive haben sich sowohl in den USA als auch in Europa mit Zentren in England, Frankreich, Deutschland und Böhmen rasant verbreitet. Zu den populärsten Motiven gehörten neben den Landschaftsmalereien die „Viktorianischen Kinder“. In der Regel wurden Trinkgläser mindestens paarweise hergestellt, einmal mit einem Mädel und einmal mit einem Knaben, die in der Regel beim Spielen abgebildet sind.

Schneemalerei auf einer Vase, um 1900. Aus unserer Sammlung.
Schneemalerei auf einer Vase um 1900. Der Durchmesser der Vase beträgt 9,5 cm. Aus unserer Sammlung.

Industrielle Emaillierung

Die industrielle Emaillierung für die Massenproduktion von Gebrauchsgegenständen begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Allgemeinen werden dabei Gegenstände aus Metall (Eisen, Stahl, Kupfer etc.) mit undurchsichtigen Emaillen beschichtet. Die Emaille wird im industriellen Verfahren aufgetragen (meist Tauchen oder Sprühen), um eine Massenproduktion und eine gleichbleibende Qualität der Oberfläche zu ermöglichen.

Zentren der Emailkunst

Limoges-Emaille

Limoges-Emaille: emaillierte Produkte aus Limoges, Frankreich. Die Limoges-Emaille galt während der Renaissance als die beste bemalte Emaille, die im 16. und 17. Jahrhundert in Europa hergestellt wurde. Die Grisaille-Malerei (eine monochrome Malerei) wurde in Limoges eingeführt. Die farbenreichen Produkte der Familie Laudin beherrschten den Markt im 17. Jahrhundert, die letzte große Zeit von Limoges. In den 18. und 19. Jahrhunderten wurden verschiedene Stilrichtungen ausgearbeitet und neue Techniken eingeführt. Anfang der 20. Jahrhunderts und in den 1920er und 30er Jahren sind wunderschöne Kunststücke im Jugendstil und im Stil des Art Deco hergestellt worden. Ab Ende des 19. Jahrhundert fingen die Emaillierer an, klassische Gemälde auf Blech zu malen. Diese meistens kleinen, miniatur-ähnlichen Kunstwerke waren Mitte des 20 Jahrhunderts sehr populär und werden bis heute produziert. Die Tradition von Limoges lebt bis heute und schenkt uns wunderschöne kleine und größere Kunstgegenstände. Mehr zu Limoges-Emaillen finden Sie in unserem Blog-Beitrag: Emaille aus Limoges.

Emailmalerei aus Limoges, signiert M. Betoune.
Email-Miniatur aus Limoges, signiert M. Betourne. Aus unserer Sammlung. Die Breite des Emailbildes beträgt lediglich 7 cm.

Longwy-Emaille (Emaux de Longwy)

Longwy steht als Begriff für Kunsthandwerk in Emaille auf Keramik. Die Faïencerie de Longwy wurde von der Familie Boch 1798 gegründet. Kaiser Napoleon Bonaparte bestellte Longwy-Geschirr für die kaiserlichen Häuser der Ehrenlegion, die Longwy-Produkte wurden somit auf einen Schlag berühmt. 1835 hat die Familie d’Huart die Faïencerie übernommen und ließ die Marke im 19. Jahrhundert aufsteigen. Nach dem Vorbild des aus China und Japan im großen Stil importierten Metall-Emails war deren keramisches Äquivalent um 1870 in Longwy geboren. Seit mehr als einem Jahrhundert besitzt Longwy das Exklusivrecht für die Herstellung von Cloisonné-Emaille auf Steingut. Die in Longwy hergestellten Stücke tragen bis heute den historischen Stempel. Eine Spezialität der Emaillemanufaktur ist das Krakelee, ein gewollt erzeugtes Netz von Rissen und Sprüngen in der Glasur. Die von einem Designer entworfene Form des Objektes wird als Gipsmodell erstellt. In diese Form wird der flüssige Ton gegossen. Nach Entnahme aus der Form muss das Objekt getrocknet und gebrannt werden. Als nächstes wird das Motiv mit schwarzer Farbe auf das Biskuit gedruckt. Die schwarze Farbe zeigt das spätere Dekor und verhindert ein Vermischen der Farben. Die frei gebliebenen Flächen betupft ein Kunsthandwerker mit den bunten Farben des Motives. Dafür wird in der Regel ein „Pinsel“ verwendet, der statt Haaren oder Borsten aus einem Stück Schwamm in einer entsprechenden Form besteht. Die Manufaktur verwendet heute mehr als 1000 verschiedene Farbtöne für die Dekoration. Nach dem Auftragen der Emaillefarben werden die Objekte wieder ausgebrannt bzw. die Emaillefarben aufgebrannt. Abschließend werden ggf. Gold-Dekoren aufgetragen und das Objekt ein letztes Mal gebrannt. Nach dem Brennen wird das Krakelee sichtbar gemacht: Die gesamte Oberfläche wird mit Siena-Erde abgewaschen. Hier handelt es sich um eine sehr feine Technik, die dem Dekor kräftige, tiefe Farben verleiht. Diese mit anderen Techniken nicht erreichbare Brillanz unterscheidet die Longwy-Emaille-Keramik von handelsüblicher Keramik grundsätzlich. Die Herstellung eines solchen Objekts – wie es in der Emaillekunst üblich ist – bedarf nicht selten mehrere Wochen.

Longwy-Platte mit Emailmalerei.
Große Longwy-Platte mit Emailmalerei, um 1950. Signiert Denise Masson, Bildbreite 31 cm. Aus unserer Sammlung.

Battersea-Emaille

Battersea-Emaille ist ein Sammelbegriff für bemaltes Emailgeschirr, das Mitte des 18. Jahrhunderts in England hergestellt wurde. Battersea-Emaille zeichnet sich besonders durch die hohe Qualität aus. Die Battersea-Ware wurde in Battersea, einem Stadtteil von London, von Stephen Theodore Janssen hergestellt. In der Regel weist dieses Geschirr eine weiße Grundemaille auf, die das Kupfer vollständig bedeckt. Die Motive wurden durch Handmalerei oder durch Umdruck auf die weiße Emaille aufgebracht. Besonders gute Qualität haben die Umdrucke: Bei diesem Verfahren wird ein Abdruck von einer gravierten und mit Emaillefarben bestrichenen Metallplatte auf Papier und dann auf die zu verzierende Oberfläche übertragen. Die Technik des Transferdrucks wurde in Battersea zum ersten Mal in großem Stil angewandt. Die dort hergestellten Artikel wurden meistens mit Sinnsprüchen, Porträts, Landschaften oder Blumen verziert. Die kleinen Tabak- und Pillendosen aus dem 18. Jahrhundert sind begehrte Sammlerobjekte.

Bilston-Emaille

Die Bilston-Emaille stammt aus der Hochphase der englischen Emaille, dem 18. Jahrhundert. In Bilston hat man in vielen Werkstätten vor allem im Umdruckverfahren kleine Gegenstände emailliert. Emaillewaren aus Bilston sind von guter Qualität und weisen eine große Breite von Farben und Ornamenten auf. Auch in Bilston wurden die kleinen Emailledosen in großen Mengen produziert und als Freundschafts- oder Liebesgeschenke verbreitet.

Birmingham-Emaille

Unter Birmingham-Emaille versteht man die emaillierten Gegenstände, die in Birmingham, England hergestellt wurden. Birmingham war ein wichtiges Zentrum für die Herstellung von Emaillewaren im 18. Jahrhundert. Der bekannteste Emaille-Hersteller in Birmingham war Matthew Boulton (1728–1809, Ingenieur und Fabrikant). Seine Firma Boulton and Fothergill stellte Bronze- und Messingbeschläge sowie Ornamente für Möbel in England her und war ein wichtiger Lieferant von Emaillewaren unter anderen für den Hof der russischen Zarin Katharina II. Über andere Emailleure in Birmingham ist wenig bekannt.

Wiener Emaille

Wien entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum dritten bedeutenden Zentrum der Emailkunst neben Paris und Limoges. Das weltweite Interesse an der Emailmalerei der Renaissance führte auch in Wien zu einer Wiedergeburt der Emailmalerei. Die Gold- und Silberschmiede dieser Zeit fertigten sehr feine Kunstwerke im Stil von Makart (Hans Makart, Star-Maler des Wiener Hofs in den 1870ern). Sehr fein gearbeitete, detailreich bemalte Prunkgefäße, Vasen, Dosen, kleine Schränkchen mit Emaileinlagen und andere Kunststücke wurden produziert, in erster Linie für den Export nach Großbritannien und in die Vereinigten Staaten. Wichtige Künstler waren u. a. Hermann Böhm oder Karl Rössler. Die feinen Emailarbeiten im Stil der Neorenaissance erregten auch auf der Wiener Weltausstellung 1873 große Aufmerksamkeit.

Kanton-Emaille

Die Kanton-Emaille hat ihren Namen nach dem Hauptort ihrer Herstellung, Kanton, bekommen. Die Technik des bemalten Emails wurde im 18. Jahrhundert in China eingeführt, vermutlich durch französische Missionare. Der chinesische Begriff für bemalte Emaille war: „ausländisches Porzellan“. Hier wird, wie immer, ein Metallgegenstand (in der Regel aus Kupfer, manchmal aber auch aus Silber oder Gold) mit einer Grundschicht aus Emaille (oft weiß) überzogen, gebrannt und dann mit farbigen Emaillen bemalt. Das fertige Stück wird dann erneut gebrannt.

Nach dem Erscheinen der Emailmalerei hat sich die Technik im 18. Jahrhundert rasant verbreitet und eine blühende Industrie entstand. Das kantonesische Email wurde auch in den kaiserlichen Manufakturen und in privaten Werkstätten in Peking hergestellt. Für die meisten kantonesischen Emaillen wurden die für Europa typischen Famille-rose-Farben verwendet. Famille rose, (Französisch: „Rosenfamilie“) ist von Dekorationen in undurchsichtigen Überglasur-Rosefarben, hauptsächlich Rosa- und Karmintöne, gekennzeichnet. Diese Farben bezeichnete man in China als Yangcai („fremde Farben“), da sie erstmals aus Europa eingeführt wurden (im 17. Jahrhundert). Ab Ende des 18. Jahrhunderts begann die Qualität der kantonalen Emaillen zu sinken, den Tiefpunkt erreichte sie im 20. Jahrhundert. Die kantonesische Emaille wurde sowohl in dem 19. als auch in dem 20. Jahrhundert massenhaft hergestellt. Die Gegenstände (Vasen, Pinselhalter, Teller und kleine Platten, Dosen) haben in der Regel eine gelbe, grüne oder blaue Grundfarbe, die mit floralem Muster und meistens mit rosafarbenen Blüten verziert wird. In der Mitte befindet sich oft ein weißer Grund mit Figuren. Mehr über Kanton-Emaille finden Sie in unserem Blog: Kanton Emaille

Kanton Emaille Schale aus dem 19. Jahrhundert.
Kanton-Emaille-Schale aus dem 19. Jahrhundert mit typischen Farben und Motiven. Durchmesser 12 cm. Aus unserer Sammlung.

Japanische Emaille

Die Kunst des Emaillierens in Japan tauchte – nach den frühen importierten Schätzen – im 17. Jahrhundert auf, als die Technik von Koreanern übernommen wurde. In dieser Phase wurden sowohl die Cloisonné- („Shippo-yaki“) als auch die Champlevé-Methode angewandt. Die Blütezeit der japanischen Emaille begann im 19. Jahrhundert mit Kaji Tsunekichi (1803–83) und seinen Schülern. In seiner Manufaktur in Nagoya wurden im großen Stil Cloisonné-Gegenstände hergestellt, die vor allem bei Ausländern großen Anklang fanden. Diese klassischen Shippo-yaki-Gegenstände wurden als Messing-Cloisonné mit undurchsichtigen Email-Pasten hergestellt. Ab Ende der 19. Jahrhundert erscheint die Silber-Cloisonné in Japan, die mit Verwendung von transluzider Glasemaille hergestellt wird. Mehr zu den Emaillen aus Japan finden Sie in unserem Blog-Beitrag: Emaille aus Japan.

Cloisonne aus Japan, shippo yaki mit Moriage-Technik.
Cloisonne aus Japan, Shippo-yaki mit Silberdrähten und Moriage-Technik. Bildbreite 11 cm. Aus unserer Sammlung.

Verwendete Literatur:

Aldinger, R. (1950): Der praktische Emailfachmann. 2. Auflage, Dresden

Barsali, I. B. (1974): Email – Elite Bibliothek, Schätze der Jahrhunderte. Schuler, München

Bates, K. F. (1991): The Enamelist, Wooden Porch Books

Brepohl, E. (1981): Kunsthandwerkliches Emaillieren. 2. Auflage, VEB Fachbuchverlag Leipzig

Clarke, G., Feher, F. & Feher I. (1969): Emailarbeiten. Techniken und Arbeitsgänge des Emaillierens. Otto Maier Verlag, Ravensburg

Dietzel, A. H. (1981): Emaillierung- Wissenschaftliche Grundlagen und Grundzüge der Technologie. Springer Verlag Berlin Heidelberg New York

Hackemann, K. (2021): Email – eine alte Kunst für neue Bilder. Puntillo Düsseldorf

Harper, W. (1975): Emaillieren. Eine vollständige Einführung. Hörnemann, Bonn-Röttgen

Hasenohr, C. (1942): Email Goldschmiedeemail Maleremail Kunsthandwerkliches Gebrauchsemail. Quelle & Meyer, Leipzig

Hughes, T. & B. (1951): English Painted Enamels. Illustrated Collection of Her Majesty Queen Mary

Lehnhäuser, W. (1973): Glasuren und ihre Farben. Knapp Verlag Düsseldorf

Lochmüller, W. (1965): Die Kunst zu emaillieren. Diebners Handbuch des Goldschmieds, Band 5, Stuttgart

Luthmer, F. (1892): Das Email – Handbuch der Schmelzarbeit. Seemann, Leipzig

Netzer, S. (1999): Maleremails aus Limoges. Der Bestand des Berliner Kunstgewerbemuseums. Staatliche Museen zu Berlin und G+H Verlag, Berlin

Petzold, A. & Pöschmann H. (1992): Email und Emailiertechnik. Leipzig

Richter, J. F. (1990): Email Raritäten Sammeln. Laterna Magica, München

Speel, E. (1998): Dictionary of Enamelling: History and Techniques. Taylor & Francis LTD

Speel, E. (2008): Painted Enamels: An Illustrated Survey 1500-1920. Lund Humphries

Speel, E. (1984): Popular Enamelling. Pavilion Books

Speel, E. & Bronk, H. (2001): Materials and Recipes in Europe from c. 1500 to c. 1920. Archival and published sources with special focus on Limoges School pictorial work from the Renaissance to the Revival period, and on overglaze painting on enamel from the 17th century onwards. Berliner Beiträge zur Archäometrie, Band 18, Seite 43-100, 2001

Stöver, U. (1976): Email Kunst aus dem Feuer. Thieming München

Werner, S. (1981: Email : Kunst, Handwerk, Industrie. Kölnisches Stadtmuseum

Publiziert am: 01.02.2024